Der Hochchor war zur Zeit des Klosters St. Michaelis dem Konvent vorbehalten. Er war lange Zeit durch einen Lettner vom Kirchenschiff getrennt.
Das Kruzifix, das den Lettner einst zierte, ist Ihnen vielleicht aufgefallen als Sie in das Kirchenschiff kamen. Es hängt über der Glastür. Der Korpus stammt aus dem 15. Jahrhundert, das Kreuz aus dem 17. Jahrhundert.
Hier auf dem Hochchor befand sich auf dem Altar die Goldene Tafel, der Reliquienschrein. Seine Geschichte können Sie unter Punkt 6 hören.
Neben der Goldenen Tafel gab es in der Kirche noch 17 weitere Altäre in Seitenkapellen und viele Skulpturen, von denen nichts erhalten blieb.
Das heutige Altarretabel mit dem aufwendigen Holzgesprenge wurde 1866 geschaffen. Es schließt eine geschnitzte Kreuzigungsdarstellung ein.
Das Bild ist eine Kopie eines Bildes des Malers Wilhelm Rotermund. Das Original ist in der Dresdener Gemäldegalerie zu sehen.
Dargestellt wird die Kreuzesabnahme und Beweinung Jesu Christi. Im Johannesevangelium wird der Leichnam Jesu von zwei Männern versorgt. Deshalb sind auf dem Bild vermutlich Joseph von Arimathäa, der das Grab für Jesu Begräbnis zur Verfügung stellte und Nikodemus, einem Schüler Jesu dargestellt.
Maria von Magdala hält auf dem Bild die Hand des toten Jesus. Rechts im Hintergrund könnte Salome oder Johanna stehen, von denen in der Bibel gesprochen wird.
Links vom Kreuz steht ein junger Mann ohne Bart. Daran erkennt man in ihm Johannes, den Lieblingsjünger Jesu.
Obwohl sie in der Bibel für diese Szene nicht erwähnt wird, ist auf diesem Bild anhand des blauen Umhanges und des roten Gewandes eindeutig Maria, die Mutter Jesu unter dem Kreuz zu erkennen.
Der Rahmen des Bildes trägt Schnitzfiguren. Links sind Johannes der Täufer, rechts Mose mit den Tafeln der 10 Gebote zu erkennen.
In der Predella, die den Altaraufsatz trägt, ist in der Mitte das Lamm Gottes mit der Siegesfahne abgebildet. Das Lamm ist ein Opfertier. Es wird als Symbol für Jesus Christus benutzt, weil Jesus sich geopfert hat und gekreuzigt wurde zur Vergebung der Sünden.
Neben dem Lamm sehen Sie die vier Symbole der Evangelisten abgebildet. Matthäus mit dem Menschen als Symbol, Markus mit dem Löwen, Lukas mit dem Stier und Johannes mit dem Adler.
Auch die Bilder, die links und rechts oben an den Wänden hängen, stellen die vier Evangelisten dar. Sie sind aus dem Jahr 1791. Seit dem 4. Jahrhundert werden sie durch vier geflügelte Symbole dargestellt.
Von links nach rechts sind zu sehen: Matthäus, Markus, Lukas und Johannes mit den Tiersymbolen an ihrer Seite.
Die Evangelisten und ihre geflügelten Symbole finden sich auch am großen Taufstein aus dem Jahr 1872.
Der Taufstein trägt einen hoch aufstrebenden Deckel aus Holz in Form einer Turmbekrönung, auf der eine Figur Johannes des Täufers mit einem Gewand aus Kamelhaar und ledernem Gürtel steht. Er ist der biblischen Tradition nach nicht nur der Täufer, sondern auch der „Vorläufer" Jesu.
In der Hand hält er ein Buch auf dem das Lamm Gottes sitzt. Er verkündete das Kommen des Messias, vollzog zur Vorbereitung die Bußtaufe mit Wasser als Symbol für die Rettung im kommenden Weltgericht und versammelte eine Schar von Jüngern um sich.
Jesus, der sich von ihm im Jordan taufen ließ, gehörte auch dazu. Hier weist er auf das Lamm als Symbol Jesu Christi, des Messias.
Die Inschrift auf dem Deckel ist der Taufbefehl aus dem Matthäusevangelium: Gehet hin und lehret alle Völker: Tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
Der große neugotische Taufstein ist ebenfalls wie der Altartisch aus Sandstein gefertigt. An den Ecken des Sockels erscheinen delphinähnliche Wesen.
In den acht Feldern des Taufbeckens erkennen Sie die Figuren der vier Evangelisten mit ihren Symboltieren. Am oberen Rand des Beckens liest man in Großbuchstaben noch einmal den Taufbefehl Christi.
Von der spätmittelalterlichen Verglasung der hohen Fenster kennt man nur kleine Stücke. Die Kirche erhielt Ende des 17. Jahrhunderts neue Fenster, die aber auch nicht mehr erhalten sind, so dass keine Originalfenster erhalten und diese Fenster weder aus einer Zeit noch aus einem einheitlichen Bildprogramm stammen.
Die Bildmotive in den hohen Ostfenstern und die Bemalung des Deckengewölbes im Hochchor sollen symbolisch auf das himmlische Jerusalem und den Paradiesgarten hinweisen.
Der Blick wird besonders von der Darstellung Jesu im mittleren Fenster angezogen. Sie stammt aus dem Jahr 1918 und wurde von Henning & Andres aus Hannover geschaffen und gestiftet von Kaiser Wilhelm II.
Als Weltenrichter sitzt Jesus auf einem grünen Kreis – dem Zeichen für die Ewigkeit und breitet seine Arme aus als wollte er sagen: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken."
Links und rechts halten Engelfiguren Schalen in den Händen, aus denen blauer Rauch aufsteigt. Das nimmt ein Bild aus der Offenbarung des Johannes im 5. Kapitel auf, nach dem der aufsteigende Rauch die Gebete der Heiligen symbolisiert.
Über Jesus ist ein (Jagd)Hund mit roten Hängeohren zu erkennen. Dieses Motiv gehört zum Wappen der Hohenzollern und weist auf das Jagdrecht des Kaisers hin.
Ihrem hohen Rang entsprechend besaß die Michaeliskirche eine reiche und wertvolle Innenausstattung. Das ist jedoch nur noch auf einem Ölgemälde zu erkennen, das ein Zeichenlehrer der Ritterakademie um 1700 geschaffen hat. Es ist heute im Museum Lüneburg zu sehen und als Poster an unserem Verkaufstisch erhältlich.
Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Kirchengemeinde Michaelis mit einer Garnisonsgemeinde zusammengelegt. Das zog bauliche Veränderungen nach sich. Landschaftsdirektor Friedrich Ernst von Bülow, der dieser Gemeinde vorstand, gestaltete die Kirche zusammen mit dem Architekten Wilhelm Meißner aus Ilfeld zu einer bewusst klassizistischen evangelischen Predigtkirche um.
Viele Ausstattungsgegenstände wurden verkauft, um den Umbau zu finanzieren. Einige Ausstellungsstücke wurden dem Museum der Ritterakademie überlassen. In die Kirche wurden Emporen eingezogen, um Soldaten und Gemeindeglieder um die Kanzel herum zu setzen, Hochchor und Turm wurden baulich vom Kirchenschiff getrennt. Bis 1864 blieb diese Situation bestehen.
Über die Geschichte des Klosters an dieser Stelle und seines Vorgängers auf dem Kalkberg erfahren Sie mehr unter Punkt 6.