Verweilen Sie noch einen Moment im Hochchor! Wenn Sie sich umdrehen und in das Kirchenschiff blicken, haben Sie einen wunderbaren Blick auf die Große Orgel.
Lassen Sie sich nicht irritieren: Die Orgel und die Empore sind gerade - die Kirche hat sich geneigt.
Das erkennt man besonders an den Säulen, die das Hauptschiff vom nördlichen Seitenschiff trennen. Wenn Sie später an der hintersten Säule vorbeigehen, können sie ein Lot herunterhängen sehen, das eine Neigung der Säule um 70 cm dokumentiert. Die Kirche muss sich schon während der Bauzeit geneigt haben. Um sie abzufangen, wurden die Klostergebäude im Norden quasi als Stütze unmittelbar an die Kirche angebaut.
Heute werden regelmäßig Statikuntersuchungen durchgeführt, und wir sind guten Mutes, dass St. Michaelis noch lange besteht.
Die große Orgel auf der Empore an der Westwand wurde im Jahr 1708 von Matthias Dropa aus Hamburg gebaut. Der junge Johann Sebastian Bach, der 1702 die Michaelisschule verließ, hat also nicht auf ihr gespielt. Matthias Dropa war Schüler des berühmten Orgelbauers Arp Schnitger.
Die Orgel hat einen sog. Hamburger Prospekt: Im Zentrum befindet sich das Hauptwerk, darunter - mit derselben Gestaltung - das Rückpositiv, das seinen Namen dem Umstand verdankt, dass es sich im Rücken des Organisten befindet. Der Spieltisch ist gleichsam zwischen Rückpositiv und Hauptgehäuse "versteckt", und der Organist kann das Geschehen im Gottesdienst nur über eine Art "Rückspiegel" verfolgen. In den großen Türmen rechts und links sind die Pedalregister untergebracht.
Im Lauf der Jahrhunderte wurde die Orgel immer wieder verändert und der Klangästhetik der jeweiligen Zeit angepasst. Sie präsentiert sich heute als ein Instrument mit insgesamt 51 Registern, dessen Disposition sich im Hauptwerk, Rückpositiv und Pedal eher am barocken Klangideal orientiert, das aber zusätzlich im schwellbaren Oberwerk zahlreiche Register romantischer Klanggebung aufweist.
Vor dieser Orgel gab es eine Schwalbennestorgel ohne Pedal, die an der Nordwand angebracht war – ungefähr dort, wo sich heute die Bilder der Landschaftsdirektoren befinden. Man kann sie auf dem schon erwähnten Bild aus dem 17. Jahrhundert noch sehen.
Neben der großen Orgel gibt es in St. Michaelis noch drei weitere Orgeln:
Die Chororgel, die im nördlichen Kirchenschiff steht, wurde im Jahr 2000 von dem Orgelbauer Martin ter Haseborg gebaut.
Die Truhenorgel, die an der Wand neben dem Hochaltar steht, ist die jüngste der Orgeln. Der Orgelbauer Michael Braun hat sie für unsere Kirche im Jahr 2012 angefertigt. Chor- und Truhenorgel sind beweglich und dadurch vielfältig in Gottesdiensten und Konzerten einsetzbar.
Die dritte Orgel befindet sich in der Unterkirche. Dazu mehr unter Punkt 9.
Wir laden Sie herzlich zu den hier stattfindenden Konzerten und Gottesdiensten ein, in denen unsere Orgeln erklingen. Veranstaltungskalender finden Sie auf unserer Homepage oder im Aufsteller rechts vom Ausgang.