Über der Tür zur Taufkapelle hängt eine große Abtswappentafel, ein Ölgemälde auf Holz. Sie hing früher in der Gruft der Äbte.
Auf der linken Seite der Tafel ist Hermann Billung als Gründer des Klosters in Figur abgebildet.
Zu seinen Füßen rechts sein Wappenschild, darüber die Tafel mit folgender Inschrift:
Epitaph Herman Billungs, Herzogs zu Sachsen und Lüneburg, Fundator dieses Klosters
Herman Billung bin ich genannt
in dem römischen Reich wohl bekannt
ein Edelmann von Stibbeshorn
war von schlichtem Stamme geboren
Kunst, Tugend, Gerechtigkeit brachten mir
Dass Kaiser Otto mich zum Fürsten gemacht
Da ich nun erhoben zu einem Herrn
Da stifte ich Gott und dem Adel zu Ehren
Und baute dieses Kloster St. Michael wohlwahr
Da neben Lüneburg das Schloss alldar
War tüchtig streng in aller Tat
Otto der Große mich darum begnadet
Rechts daneben folgt das Verzeichnis der Äbte des Klosters in drei Reihen, der Sterbevermerk für jeden Abt auf grünem Grund über dessen Wappenschild.
Bei den Wappen handelt es sich wahrscheinlich um Fantasiewappen, wofür die einfachen, stark verbreiteten Wappen sprechen. Erst bei den Äbten aus jüngerer Zeit handelt es sich um echte Familienwappen.
Die Abtswappentafel ist spätestens 1562 angefertigt worden. Sie diente dazu, die altehrwürdige Herkunft des Klosters St. Michaelis und die Wichtigkeit des Fortbestandes dieser Institution in evangelischer Zeit zu bekräftigen. Darum stehen der Landesherr als Gründer und die lange Reihe der Äbte im Mittelunkt der Darstellung.
Die Taufkapelle steht alle Tage als Raum der Stille offen.
Der Raum hat vielfältige Verwendung erfahren. Er war zunächst Sakristei, also ein Nebenraum, in dem aufbewahrt wird, was für den Gottesdienst benötigt wird, wie etwa liturgische Gewänder der Priester, Paramente und Abendmahlsgeräte. In der Wand rechts ist noch ein spätgotisches Sakristeischränkchen zu sehen. Ab 1791 war hier die Beichtkammer, ab 1793 das Klosterarchiv untergebracht. Seit einigen Jahren wird er als Kapelle für Taufen und den Kindergottesdienst parallel zum Hauptgottesdienst genutzt.
Der Altar ist aus dem 14. Jahrhundert, das kleine Gipsstuck-Taufbecken stammt aus dem Jahr 1792.
Das Auferstehungsfenster wurde von Henning & Andres aus Hannover 1904 gestaltet.
Auf den Formsteinen der Fensterlaibungen und Nischen bemerkt man auch zahlreiche der sonst nur schwer auffindbaren Ziegeleistempel, die in Lüneburg und der benachbarten Altmark im Spätmittelalter als Qualitätszeichen verwendet wurden.
Wenn Sie die Taufkapelle wieder verlassen, gelangen Sie mit der Treppe auf der rechten Seite nach unten in die Unterkirche, unserer nächsten Station.